Die Digital-Investing-Branche bewegt sich und zwar in schnellem Tempo, dynamisch und absolut zukunftsorientiert. Themen-ETFs, nachhaltiges Investieren, Female Finance und mehr: Selten gab es eine Zeit, in welcher der Fintech- und Banking-Sektor solch weitreichenden Trends und daraus resultierenden neuen digitalen Lösungen ausgesetzt war – oder diese aktiv mitgestaltet hat. Meine Kund:innen bevorzugen zum Glück letzteres.
Welche Trends auf keinen Fall außer Acht gelassen werden sollten und welche Potenziale sich etwa hinter neuen Anlageklassen oder dem Banking für spezielle Zielgruppen verbergen – jetzt nachlesen!
Themen-ETFs – Hype mit Haltung!
ETFs sind ein wirklich ausgeprägter Trend des digitalen Investierens. Das Wort ist in aller Munde, auch wenn mache Endkund:innen nicht genau wissen, was sich dahinter verbirgt. Dabei ist es simpel. ETF steht für „Exchange Traded Fund“ und bezeichnet im Grunde nichts anderes als einen an der Börse gehandelten Indexfond. Ein Spezialfall der ETF-Welt bilden sogenannte Themen-ETFs. Diese erlebten in jüngerer Vergangenheit einen absoluten Hype!
Themen-ETFs investieren in Unternehmen, die ein bestimmtes (Zukunfts-)Thema voranbringen wollen. Beliebte Beispiele: erneuerbare Energien, KI, Cyber-Sicherheit oder Cannabis. Der Vorteil: Mit diesen Lieblings-ETFs wird Investieren persönlich und werteorientiert. Anleger:innen können frei nach eigenen Werten, Interessen und vermuteten Zukunfts-Chancen wählen. So kann das eingesetzte Geld etwas bewirken, indem man in Unternehmen investiert, an die man glaubt. Und die Unternehmen haben wiederum die Möglichkeit, das investierte Geld zu nutzen – etwa für künftige Projekte oder die Weiterentwicklung der bestehenden Produkte.
Das macht das Investieren greifbarer und gerade für private Anleger:innen zugänglicher. Kein Wunder also, dass die Beliebtheit steigt. Bei all der Lobhudelei sei jedoch gesagt, dass eine solche Themenfokussierung auch das Risiko der Geldanlage erhöhen kann. Viele Expert:innen raten daher dazu, lediglich einen Teil des Portfolios auf Themen-ETFs zu stützen. Doch was lernen wir daraus? Beliebt ist, was von Anleger:innen verstanden wird und die persönlichen Präferenzen berücksichtigt. Und mit durchdachten digitalen Lösungen, die die vorhandenen Datenmassen sinnvoll aufbereiten, könnten Themen-ETFs für Anleger:innen noch transparenter gestaltet werden. Ein wichtiges Learning für das digitale Investieren.
NTFs, Kryptowährungen, Liebligsschuh: riskantes Unterfangen digitale Assets
Digitale Assests sind der Trend des Geldanlegens für alle, die auf Risiko gehen wollen. Teils noch unreguliert, beratungsfrei und wild, sind sie nicht nur der Shooting-Star des digitalen Investierens, sondern werden von einigen Banken und Fintechs auch (noch) kritisch betrachtet. Aber von vorn …
Kryptowährungen
Kryptowährungen, also digitale Zahlungsmittel auf Basis eines Blockchain-Systems, ermöglichen Zahlungen ohne Instanzen, wie Banken oder Fintechs. Anleger:innen müssen außerdem noch auf die professionelle Anlageberatung von Banken und Fintechs verzichten. Genau hier liegen auch viele Gefahren dieser für Anleger:innen. Dennoch gewinnen sie zunehmend an Bedeutung und werden immer häufiger als Anlageklasse angeboten. Kryptodienstleister:innen, die ihre Kunden:innen zu Investitionsmöglichkeiten in Kryptowerte professionell anbieten wollen, müssen zukünftig die regulatorischen Anforderungen der EU-Verordnung „MiCA“ (Markets in Crypto Assets Regulation – MiCA) erfüllen und in Deutschland über eine entsprechende BaFin-Lizenz verfügen.
NTFs
Non-Fungible Tokens (kurz NTFs), das sind digitale Vermögenswerte, die online erworben werden. Bezahlt wird mit Kryptowährungen. NTFs entstehen, indem virtuelle Güter (wie etwa ein Kunstwerk) in digitale Sammlerstücke (sogenannte Tokens) umgewandelt werden. Jedes Token ist einzigartig. NTFs wurden durch den Aufstieg der Blockchain-Technologie möglich und auch wenn diese Anlageform oft absolut innovativ dargestellt wird, die Eignung als langfristige Geldanlage ist, wie bei auch bei anderen alternativen Investments, noch umstritten.
Alternative Investments
Wem NTFs zu abstrakt sind, kann jetzt auch in Sammlerstücke, Lieblingssneaker oder Oldtimer investieren. Anbieter:innen wie Timeless machen es durch Tokenisierung möglich. Sie setzen, ähnlich wie Themen-ETFs, voll auf das Motto „Invest in things you love“. Das rüttelt die Kunst- und Sammler-Branche kräftig auf. Denn: Was einst nur wenigen Menschen möglich war, machen diese Unternehmen nun für die breite Masse zugänglicher.
Nachhaltiges Investieren: Wenn Geld etwas bewirkt
Investieren und dabei soziale und ökologische Ziele vorantreiben? Das geht! Immer mehr Anleger:innen wollen ihr Geld in guten Händen wissen und den eigenen finanziellen Erfolg nicht auf dem Rücken anderer austragen. Ein wichtiger Trend. Es ist nicht erstaunlich, dass bei der Frage der passenden Anlageform gezielt nach nachhaltigeren Unternehmen Ausschau gehalten wird. Dieser Trend hat nach einer regulatorischen Maßnahme so richtig Fahrt aufgenommen. 2021 trat die SFDR (Sustainability Finance Disclosure Regulation) in Kraft. Banken und Fintechs werden seither zur Offenlegung und Transparenz der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Anlageberatung und Investmentprozessen verpflichtet.
Welche nachhaltige Anlageform die richtige für Anleger:innen ist, hängt jedoch stark von individuellen Vorlieben und Zielen ab. Auch gibt es nicht nur nachhaltige ODER nicht nachhaltige Anlage-Optionen. Viele Anlageformen gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen und die sind dann mehr oder weniger nachhaltig. Das Potenzial digitaler Lösungen liegt hier insbesondere darin, mehr Transparenz für Anleger:innen zu schaffen. Allgemein gibt es fast jede Anlageform auch mit Nachhaltigkeitssiegel, eingeschlossen Investementfonds und ETFs. Doch wie immer gilt: Genau hinschauen! Greenwashing macht auch vor der Investement-Branche nicht Halt.
Social Trading – TikTok für Anleger:innen
Okay, zugegeben: Social Trading und Investment Communities funktionieren nicht ganz wie Instagram, TikTok und Co. Dennoch hinkt der Vergleich nicht ganz. Anbieter:innen (wie Getquin, H!stocks, eToro oder Wikifolio) bedienen sich bestimmter Mechanismen der bekannten Social-Media-Plattformen und übertragen sie in die Welt des Investierens. Auf Social-Trading-Plattformen können Anleger:innen das Portfolio bestimmter Trader:innen einsehen, ihnen folgen und sich inspirieren lassen. Außerdem können Anleger:innen sich in kleineren Communities vernetzen und austauschen. Dieses Schwarmwissen soll Anlageentscheidungen interessanter, kollektiver und damit intelligenter machen.
Meine Meinung zu diesen Lösungen hat zwei Seiten. Zum einen sind Social Trading Plattformen und Investment Communities beispielsweise super für alle, denen der Austausch über Finanz-Themen im familiären Umfeld oder mit Freund:innen fehlt. Doch auf der anderen Seite sehe ich durchaus auch Risken, wenn Anleger:innen blind den Trader:innen folgen oder jeden Austausch als Anlageempfehlung interpretieren.
Zielgruppen-Banking: Jeder Jeck ist anders
Auch wenn Berlin knappe 600 km von Rheinland trennt: Recht haben sie, die Kölner. Und das hat auch die Banking- und Fintech-Welt erkannt. So spezialisieren sich immer mehr Anbieter:innen des digitalen Investierens auf bestimmte Zielgruppen – mit Erfolg. Die junge Gen Z findet bei Anbieter:innen, wie owwn nicht nur Produkte und Lösungen, sondern auch eine Ansprache, die sie abholt. Die Silver-Generation hingegen wird eher bei Brygge angesprochen.
Eines meiner persönlichen Herzensthemen, Female Finance, ist ebenfalls Teil des Zielgruppen-Bankings und richtet sich, wie der Name verrät, an Frauen. Das Ziel ist, besondere Lebensrealitäten und Finanzbedürfnisse von Frauen stärker zu berücksichtigen und so Finanzthemen für Frauen zugänglicher zu gestalten. In Deutschland sind zum Beispiel die Female-Finance-Lösungen von fin:marie und Vitamin in diesem Kontext zu nennen.
Finanzbildung – Geldwissen leicht gemacht
Der letzte Trend unter meinen persönlichen Top-Digital-Investing-Trends ist die Finanzbildung und damit der Wissensaufbau im Bereich digitales Investieren., beziehungsweise weit davor. Meine Erfahrung zeigt: Wer nicht ohnehin aus Berufsgründen, im familiären oder privaten Umfeld dem Thema „Geld“ in Berührung kommt, hat häufig ein Wissensdefizit und kann daher nicht selbstbewusst Finanzentscheidungen treffen. Denn Finanzbildung hat es (leider) noch nicht in die Lehrpläne der Schulen geschafft, wobei Ideen hierzu, etwa seitens des Finanz- und Bildungsministeriums, bereits existieren. Finfluencer und Finanzcommunities, wie etwas das Female Finance Forum, hermoney, finanzfluss oder Madame Moneypenny übernehmen derweil, klären auf und holen ab – auf Augenhöhe und nahbar.
Und das ist nötig! Denn Banken und Fintechs beschränken sich in Sachen Finanzbildung meist noch auf das Pflichtprogram im Rahmen des Anlegerschutzes und verlinken lediglich (teils extrem komplizierte) Produktinformationsdokumente.
Ergänzend zu den rechtlich vorgeschriebenen Informationsmaterialien und Finfluencern gibt es auch weitere digitale Finanzbildungs-Angebote, an der Schnittstelle zu EdTechs, zu finden etwa bei beatvest oder FINANCE, BABY!. Hier werden unabhängige Informationen bereitgestellt, eine Wertpapieranlage ist jedoch nicht möglich. Tschüss Interessenskonflikt… na ja, nicht ganz. Einige Finanzbildungs-Anbieter:innen haben bereits das Affiliate Marketing für Banken und Fintechs übernommen und so natürlich die Objektivität erwartungsgemäß einschränkt.
Eine neue Leitlinie der ESMA könnte Finanzbildung bald jedoch auch Banken und Fintechs nahe legen – und zwar um Anleger:innen durch bessere Aufklärung zu schützen. So könnten künftig wohl Finanzbildungsformate zunehmend in Fintech- und Banking-Lösungen integriert werden.
Trendfrust: Risikoprofilierung bleibt Fragebogen
Viele Digital-Investing-Trends und doch: einer fehlt. Wo bleiben die digitalen Innovationen im Bereich der Risikoprofilierung? Aktuell arbeiten Berater:innen nach dem immer gleichen Fragebogen-Ansatz, der darauf abzielt, die Risikobereitschaft von Anleger:inen einzuschätzen. Anders als in vielen anderen Teilbereichen des Banking- und Fintech-Sektors, besteht zu dieser Methodik jedoch keine regulatorische Notwendigkeit. Es ist lediglich entscheidend, dass überhaupt ein Risikoprofil erstellt wird. Das „Wie“ ist nicht vorgegeben. Das öffnet (eigentlich) Tür und Tor für kreative und vielleicht sogar KI-gestützte Verfahren der Risikoprofilierung. Unternehmen wie Advantra setzen mit ihren Lösungen genau hier an. Das britische Unternehmen hat sich auf Risikoprofilierung auf Basis von verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen, Gesichtserkennung und Eye Tracking spezialisiert.
Vielleicht inspiriere ich heute ja jemanden zu DER Geschäftsidee. Dann freue ich mich jetzt schon auf die Trends zum digitalen Investieren 2024. 💛
Gemeinsam auf den Trend aufspringen oder neue Trends setzen
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*Bei allen genannten Unternehmen handelt es sich um unbezahlte Beispielnennungen.